JUGEND 02.11.2021
Warum man trotz Niederlagen auch der Gewinner sein kann: Die Vorrunde der C2 vom TUS Altwarmbüchen
Die Entwicklung jedes einzelnen Spielers oder auch Spielerin steht bei Thomas Grieger und seinem Trainerteam Tina Lietz und Emil Breitenreiter schon immer deutlich im Vordergrund. Deswegen spielt man diese Saison auch als gemischter 2008/2009er Jahrgang des TUS gegen deutlich größere 2007er in der Kreisliga und nicht, wie vielleicht auch möglich, in der Bezirksliga. Warum man sich das überhaupt antut und was das mit Fahrradfahren zu tun hat ist, schnell erzählt…
Das mittlere Kind. Das ist schon ein guter Vergleich für die aktuelle Situation bei dem 2008/2009er Jahrgang des TUS Altwarmbüchen. Für die hohen Ligen, gegen die starken 2007er Teams, ist man körperlich einfach deutlich unterlegen und im unteren Bereich zu stark aufgestellt. Mehrere NFV-Auswahlspieler und auch DFB-Stützpunktspieler zeigen den eigentlichen Leistungsstand des Teams. Aber die ‚Pubertätsspanne‘ in der körperlichen Entwicklung der Spieler, ist in diesem Alter einfach viel zu groß. Also die ‚goldene Mitte‘ in der Kreisliga gegen die großen Jungs. Ein Kompromiss und eine Idee dahinter.
Schon immer Trainer und viel mehr
Thomas Grieger ist schon seit Jahren im Fußballgeschäft. Und schon immer beim TUS Altwarmbüchen. Er hat schon viele Aufgaben übernommen. Immer im Interesse des Vereins. Trainer ist er aber schon immer und von Anfang an. Mittlerweile trainiert er den erfolgreichen gemischten Jahrgang 2008/2009 und ist C-Lizenz Inhaber und Auswahltrainer beim NFV. Ein sehr erfolgreicher Jahrgang, der vor rund 3 Jahren durch die 2008er ergänzt wurde. Um die Spieler zu halten, entschied sich Grieger zukünftig für einen gemischten Jahrgang. „Es war mir schon immer wichtig die jungen Spieler auszubilden und auch menschlich zu formen. Vor Herausforderungen zu stellen und Lösungen anzubieten“, so Grieger. „Natürlich war ein gemischter Jahrgang eine persönliche Herausforderung, die ich aber auch dank meiner Trainerkollegen Tina, Emil und Mihai gerne angenommen habe“.
Und dann kam Corona und die Pubertät
Corona hat vieles durcheinander gebracht. Nach einer äußerts erfolgreichen Phase, mit mehreren Staffelsiegen, Turniersiegen und Leistungsvergleichen gegen NLZ’s kam die Pandemie. Der Spielbetrieb wurde unterbrochen, monatelang kein Training und dann gleich der ‚Riesensprung‘ auf das Großfeld in der C-Jugend.
„Als die Spieler endlich wieder auf dem Platz standen, musste ich erst einmal neu sortieren“, so Grieger mit einem Lächeln. Vor der Nase den großen Platz mit Gegenspielern, die durchaus schon einen Busführerschein haben könnten und hier noch kleine Jungs, die körperlich noch weit von der Pubertät weg sind. . „Zwei Jahre auseinander, in diesem Alter, können schon bis zu 4 Jahre in der körperlichen und geistigen Entwicklung bedeuten.“
Entwicklung ist wichtiger als der kurzweilige Erfolg
Also was tun? Bezirksliga aufgrund der technischen und spielerischen Möglichkeiten des Teams? Kreisklasse auf dagegen halbwegs gleichem, körperlichem Niveau? „Fahrradfahren lernt man auch nicht auf der Autobahn.“, so Grieger. Die Spieler können natürlich gewinnen, das ist auch sehr schön, aber die Entwicklung steht im Vordergrund. Und erst einmal benötigt man eine Herausforderung, die man auch bewältigen kann, um Lösungen zu entwickeln. Und das ist so nur so in der Kreisliga gegeben“, Grieger weiter. Und begann das Team in der Hinrunde mit der ‚Herausforderung‘ Kreisliga.
Und es war ein Erfolg
Also Kreisliga mit der Möglichkeit in die Aufstiegsrunde zu kommen. Und wie es immer so kommt, bekam es das Team auch hier mit fast ausschließlich 2 Jahre älteren, 3 Köpfe größeren und robusten Teams zu tun. Spielerisch mit Sicherheit nicht überlegen aber mit deutlichen Vorteilen im Zweikampf. Das war für die Spieler etwas völlig Neues. Ohne Vorwarnung. Einfach so. „Durch die Pandemie gab es ja keine Möglichkeiten die das Team auf die neue Situation vorzubereiten“, so Tina Lietz.
Also ging das erste Spiel unnötig, gegen die Mannschaft vom Polizei SV, verloren. Ärgerlich. Gegen das Team aus Lehrte ging es da schon besser. Es wurden spielerische Lösungen gesucht und der Gegner ausgespielt. Die ersten Punkte waren im Sack. Der Spielausgang gegen die FIA war zu erwarten, aber eines der besten Spiele, die das Team bisher auf das Parkett getanzt hatte. Auch wenn es verloren wurde, konnte man die ersten Erfolge im Spielaufbau erkennen. Gegen die Aue Kicker wurden die Spieler das erste Mal mit der wesentlich höheren Geschwindigkeit der Gegenspieler konfrontiert. Langer Ball nach vorne, Stürmer rennt mühelos davon, Gegentor. Eine spielerisch überlegene Niederlage gegen die Hochabstöße des Torwarts. Am 5. Spieltag wurde es dann echt ärgerlich. In einem deutlich überlegen geführten Spiel, ließen sich die Spieler von den körperlich robusten ‚Busfahrern‘ beeindrucken und verlieren mit 0:1. Das musste nicht sein.
Auswärtssieg mit 3:1 bei Ramlingen-Ehlershausen
Der folgende Sieg gegen Ramlingen-Ehlershausen war dann wiederum eine deutliche Reaktion. Das letzte Spiel gegen den starken OSV war dann nochmal ein richtig guter Abschluss der Vorrunde. Gegen den Aufstiegsaspiranten in die Bezirksliga hatte man zwar knapp verloren, aber deutlich gezeigt, welche Möglichkeiten in dieser Mannschaft stecken. Es war eines oder vielleicht das beste Spiel der Saison.
In Anbetracht der teilweise deutlichen, körperlichen Unterlegenheit ist es schon ein respektabler Erfolg an den Aufstiegsplätzen zur Bezirksliga schnupper zu dürfen. Die tatsächlich ‚verlorenen‘ Punkte hätten es vielleicht möglich gemacht. Letztendlich gönnt Grieger dem Team jetzt eine körperlich und mentale ‚Ruhephase‘ in einer Kreisklassen-Rückrunde. Aber eine erfolgreiche Entwicklung ist klar zu erkennen und man kann von dieser Mannschaft, gegen halbwegs gleichaltrige Gegner, noch sehr viel erwarten. Da ist sich Thomas Grieger sicher und schickt ‚seine Jungs‘ nächste Jahr ggf. in die Bezirksliga aber jetzt erst einmal in den Feierabend…
TG / MB